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EIN TRAUM WIRD WAR. ALEX BEIM IRONMAN HAWAII

Veröffentlicht von Holm Große (holm) am 18.10.2022
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Ein Dresdner beim Ironman: Zwölf Stunden quälen

Hier der Artikel aus der SZ von Daniel Klein

Alexander Beer erfüllt sich seinen Traum vom Ironman auf Hawaii. „Ich habe noch nie so gelitten“, sagt der Dresdner und spricht dennoch von einem unvergesslichen Erlebnis.

Am Ende, auf den letzten 600 Metern vor dem Ziel , sind die Qualen und Strapazen fast vergessen. Als Alexander Beer über den schwarz-roten Teppich auf dem Alii Drive in Kona läuft, vom Sprecher vorgestellt und von den dicht gedrängt stehenden Menschen hinter den Absperrungen angefeuert wird, kann er den Moment in vollen Zügen genießen. „Für diese Sekunden hat sich alles gelohnt“, sagt er.

Die knapp zwölf Stunden davor beschreibt der Dresdner als das „härteste, was ich je gemacht habe“. Für den 51-Jährigen war es der erste Start beim Ironman auf Hawaii – und die Erfüllung eines Lebenstraumes. Vor neun Jahren hatte Beer, der als Tontechniker beim MDR arbeitet, seinen ersten Jedermann-Triathlon bestritten. Auf der Pazifik-Insel schwamm er 3,8 Kilometer, fuhr 180 Kilometer auf dem Rad und absolvierte einen Marathon.

 

 

Wenn er von den Erlebnissen auf der Strecke erzählt, fallen Adjektive wie ultra, brutal oder hart. „Ich habe noch nie so gelitten“, sagt er. „Die Hitze von mehr als 30 Grad und vor allem die Luftfeuchtigkeit ziehen einem den Stecker.“ Um sich an das Klima und die Zeitumstellung zu gewöhnen, war er bereits knapp zwei Wochen vor dem Start auf die US-Insel geflogen. „Das war goldrichtig, weil mein Körper einige Tage gekämpft hat“, erzählt Beer.

Die Runde im Meer genießt er, schwimmt im glasklaren, blauen Pazifik, sieht Fische und Korallen. Die Radstrecke auf dem Highway beschreibt er als eintönig und langweilig. Die Sonne brennt unerbittlich, das bekommt auch seine Haut zu spüren. „In der Wechselzone gab es nur Minitüten mit Sonnencreme, die man kaum aufbekommen hat“, berichtet Beer, der für den Moritzburger Triathlon-Verein startet. „An meinen Unterarmen haben sich richtige Brandblasen gebildet.“

Richtig hart, wird es jedoch erst, als er vom Rad absteigt. Beim abschließenden Marathon geht zunächst fast nichts. Nach vier Minuten muss er zum ersten Mal gehen, trinkt seine erste Cola. Später kommt noch Red Bull dazu. An den Verpflegungsstellen packt er sich Eiswürfel unter die Mütze und in den Rennanzug, übergießt sich mit Wasser. Erst auf den letzten 14 Kilometern kann er wieder ohne Pausen laufen. Das Daylight-Finish, also bei Tageslicht ins Ziel zu kommen, gilt unter den Hawaii-Teilnehmern als eine Art Ritterschlag. Doch davon muss sich Beer schnell verabschieden, auf der Insel geht die Sonne um 18 Uhr unter. Am Ende benötigt er 11:50,12 Stunden, was mehr als anderthalb Stunden über seiner Bestzeit liegt. „Ich hätte mich auch gefreut, wenn ich es in 15 oder 16 Stunden geschafft hätte“, sagt er. „Hauptsache angekommen.“

In seiner Altersgruppe, den 50- bis 54-Jährigen, belegt er Platz 308 von 575 Startern, in der Gesamtwertung ist es Rang 940. Doch diese Zahlen sind nichts gegen die Erinnerung an das Erlebnis. „Auf dem letzten Stück lief ich wie in Trance. Im Dunkeln brennen dort die Fackeln. Das ist unbeschreiblich“, erzählt Beer. Obwohl die Siegerin, seine Männer-Altersgruppe startete gemeinsam mit den Profi-Frauen, schon gut drei Stunden vor ihm im Ziel ist, stehen noch viele Zuschauer Spalier. „Und die machen richtig Spektakel.“ Im Ziel wird er von zwei Helfern in Empfang genommen, die sich nur um ihn kümmern.

Bis Samstag bleibt Beer mit seiner Freundin noch als Touristen auf der Insel. Dann geht es weiter nach St. George im US-Bundesstaat Utah. Dort wird am 29. Oktober die 70.3-Ironman-WM ausgetragen, also auf der halb so langen Distanz. Daran denken möchte er aber noch nicht.

Wird es eine Rückkehr nach Hawaii geben? „So schnell sicher nicht. Der Aufwand ist schon immens. Und finanziell ist es so herausfordernd, dass man sich das nicht jedes Jahr leisten kann“, sagt Beer. „Aber diese Magie ist schon speziell.“

Zuletzt geändert am: 18.10.2022 um 11:29

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